Die neuzeitliche Hospizbewegung leitet ihren Namen von dem lateinischen Wort „hospitium“ ab, das „Gastfreundschaft“ aber auch „Herberge“ bedeutet. Ihre entscheidende Initiatorin war Cicely Saunders, die 1967 mit der Eröffnung des St. Christopher’s Hospice in London ein Konzept vorstellte, dessen Leitidee eine enge Einbindung fortschreitender humanmedizinischer Erkenntnisse mit traditionellen humanitären Werten bei der Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen beinhaltete. Damit schuf sie einen multidisziplinären Pflegeansatz und wurde gleichzeitig die Geburtshelferin der Palliativmedizin.
Seitdem hat sich diese Leitidee zu einem ganzheitlichen, individuell ausgerichteten Fürsorgekonzept entwickelt, das medizinische, kranken- und palliativpflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung Schwerstkranker, Sterbender und der ihnen Nahestehenden beinhaltet. Alle Einzelmaßnahmen dieses multidisziplinären Betreuungsansatzes sind darauf ausgerichtet, belastende Beschwerden und Schmerzen zu lindern, wenn eine krankheitsspezifische Behandlung keine Heilung mehr verspricht, um die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern.
Absolute Priorität bei der hospizlichen Begleitung haben daher immer die Bewahrung ihrer Würde und die Erhaltung ihrer Eigenständigkeit als Ausdruck persönlicher Identität und Befinden in ihrer letzten Lebensphase, denn jedes menschliche Leben – auch das zu Ende gehende – hat Zukunft und Hoffnung, Würde und Sinn.
Diesen hospizlichen Idealen haben sich alle in der Hospizbewegung im Rhein-Erft-Kreis Tätigen verpflichtet. Es ist daher ausdrücklich festzustellen, dass konsequenterweise eine solche Lebenseinstellung und Überzeugung jede Art aktiver Sterbehilfe grundsätzlich ausschließt.
Leitsätze für die Hospiz- und Palliativarbeit
Im September 2010 haben die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), der Deutsche Hospiz- und Palliativ- Verband (DHPV) und die Bundesärztekammer, unterstützt durch die Robert Bosch Stiftung sowie die Deutsche Krebshilfe, die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ verabschiedet. Die Hospiz im Rhein-Erft-Kreis gemeinnützige GmbH, das stationäre Hospiz Haus Erftaue, sowie die ambulanten Hospizvereine sind ihr beigetreten. Die Charta wird zur Zeit fortgeschrieben.
Auf dieser Grundlage haben Vertreter der acht ambulant tätigen Hospizvereine und der Hospiz im Rhein-Erft-Kreis gGmbH im April 2011 das Leitbild für die Hospizbewegung im Rhein-Erft- Kreis erarbeitet. Die wesentlichen Leitsätze sind im Folgenden zusammenfassend aufgeführt:
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Unsere Vision und unsere Mission
Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Deshalb begleiten die Hospizvereine im Rhein- Erft-Kreis sterbende und trauernde Menschen zu Hause und in stationären Einrichtungen. Hierzu befähigen sie ehrenamtliche Begleiter/-innen und beteiligen sich an einem stationären Hospiz. Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis bringen ihre Solidarität in der „Hospiz im Rhein-Erft-Kreis gemeinnützige GmbH“ zum Ausdruck. Gemeinsam wirken sie auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen und optimale Versorgungsstrukturen im Interesse der Betroffenen hin.
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Unsere Ziele
Der natürliche Umgang mit Sterben, Tod und Trauer soll für jeden selbstverständlich sein und in der Gesellschaft gelebt werden. Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis sind DIE kompetenten, unabhängigen Gesprächspartner zu diesen Themen. Hierzu nutzen sie funktionierende und kooperierende Strukturen und Netzwerke.
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Unsere Führung
Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis sind dezentral organisiert. Ihre Vorstände führen diese in eigener Verantwortung. Das Miteinander der acht Vereine ist kollegial und kooperativ.
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Unsere Mitarbeiter/-innen
Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis schätzen ihre ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter/-innen und respektieren deren Interessen. Die Vereine pflegen eine offene Kommunikation, einen vertrauensvollen und fairen Umgang miteinander sowie eine konstruktive Streitkultur.
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Unsere Organisation
Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis sind eine solidarische Gemeinschaft von acht Vereinen, die sich gegenseitig unterstützen, beraten, austauschen und die gemeinsame Hospizarbeit abstimmen. Zum Zweck der gemeinsamen Aus- und Weiterbildung ehrenamtlicher Begleiter/-innen und zur Betreibung des stationären Hospizes „Haus Erftaue“ tragen sie die „Hospiz im Rhein-Erft-Kreis gemeinnützige GmbH“.
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Unsere Informationspolitik
Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis informieren sich gegenseitig regelmäßig sowie zeitnah über alle ihre Aktivitäten und relevanten Themen. Darüber hinaus bringen sie hospizliche Inhalte in die Öffentlichkeit und geben ihre Angebote bekannt.
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Unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft
Die Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis verstehen Sterben als Teil des Lebens. Deshalb lehnen sie aktive Sterbehilfe ab. Jeder schwerstkranke und sterbende Mensch hat das Recht auf eine Begleitung unter würdevollen Bedingungen durch die Hospizvereine, unabhängig von Herkunft und Status, Konfession und Weltanschauung.
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Unsere Beziehung zur Öffentlichkeit
Aufgrund der verschiedenen Standorte der Hospizvereine im Rhein-Erft-Kreis sind sie in der Lage, Schwerkranke, Sterbende und deren trauernde Angehörige individuell und raumdeckend zu unterstützen. Hierzu haben sie sich mit relevanten Einrichtungen, Partnern und Institutionen vernetzt.