Sterbebegleitung ist die bessere Alternative zur aktiven Sterbehilfe
Die Hospizbewegung spricht sich ausdrücklich gegen die aktive Sterbehilfe aus. Sie sieht es als ihre
Aufgabe an, der vermeintlich „schnellen und einfachen Lösung“ der Probleme durch aktive
Sterbehilfe, das Konzept der persönlichen Sterbebegleitung entgegen zu stellen. Sterbebegleitung
tritt in die Auseinandersetzung mit den tiefen Sinn- und Lebensfragen und hält es auch aus, dass oft
keine abschließenden Antworten gegeben werden können.
Was sind die häufigsten Gründe, die die meisten Menschen anführen, wenn sie aktive Sterbehilfe
wünschen?
1. Unerträgliche Schmerzen
Hier hat die Hospizbewegung zusammen mit der Palliativ-Medizin in den letzten Jahren
große Fortschritte erzielt. In den allermeisten Fällen kann durch geeignete Medikation und
angemessene psycho-soziale Begleitung ein so hoher Grad der Schmerzfreiheit erreicht
werden, dass der Wunsch nach Tötung verschwindet.
2. Gefühl der Wert- und Nutzlosigkeit
Viele Menschen messen ihren Wert an ihrer Leistungsfähigkeit. Dies widerspricht der
Grundhaltung von Hospiz, die postuliert, dass jeder Mensch einen Wert an sich hat, der
unabhängig vom Funktionieren und Leisten besteht. Hier kann angemessene Begleitung
helfen, diese Lebenskrise zu überwinden.
3. Der Wunsch, niemandem zur Last zu fallen
Gerade in unserer Leistungsgesellschaft haben Menschen den Wunsch, selbständig und vor
allem selbstbestimmt ihren Alltag zu gestalten. Hilflosigkeit und Abhängigkeit werden als
entwürdigend erlebt. Hier kann die Hospizbewegung Wege aufzeigen, die einen möglichst
hohen Grad an Selbstbestimmung bis zuletzt unterstützen. Durch einfühlsame Begleitung
kann der Leidensdruck an dieser Stelle gemindert werden.
Die Erfahrungen der Hospizbewegung zeigen, dass in den Fällen, wo durch gute Schmerztherapie und
angemessene, psycho-soziale Begleitung diesen und weiteren Themen begegnet werden kann, in den
allermeisten Fällen der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe dann in den Hintergrund tritt oder ganz
verschwindet.
In den Niederlanden, wo die ärztliche Tötung auf Verlangen erlaubt ist, zeigt sich, dass zunehmend
auch Menschen getötet werden, deren Leben von anderen als lebensunwert definiert wird. So sind
beispielsweise häufig Menschen mit schweren geistig-körperlichen Mehrfachbehinderungen Opfer
dieser Praktiken.
Schnell erhebt sich auch die Frage, inwieweit es sich eine Gesellschaft aus ökonomischen
Gesichtspunkten leisten will, einen Menschen über längere Zeit sterben zu lassen. Wann wird
menschenwürdiges Leben bis zuletzt der Gesellschaft zu teuer? Darf ein Sterbender der Gesellschaft
diese Kosten zumuten? Oder muss er aus Solidarität eine aktive Sterbehilfe fordern, wenn das Ende
sowieso festzustehen scheint?
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