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ein Haus auf einem Hügel, darüber ein türkis-wolkiger Himmel

Hildegard Mathea – Musik verbindet

By 1. Oktober 2019 Dezember 13th, 2019 Gelebtes Ehrenamt

Die Motivation, bei Hospiz mitzumachen, war im Grunde der Tod meines Vaters 1993. Ich war, bin bis heute dankbar, dass ich in seiner Sterbestunde im Krankenhaus bei ihm sein durfte. Es war trotz aller Traurigkeit eine berührende und intensive Stunde… Und ich verspürte damals den Wunsch, mich in der Sterbegleitung zu engagieren. Seit 2014 – nach meiner Pensionierung – bin ich nun dabei.

Der folgende Kondolenzbrief bringt ein wenig zum Ausdruck, wie meine zeitlich längste Begleitung verlief und wie sie mich berührte:

Bergheim, den 10. Dezember 2018

Liebe Frau G., liebe Familie!

Wie ich am vorigen Montag durch die Hospizleitung erfuhr, ist Ihr lieber Mann, ihr Vater und Großvater am Wochenende plötzlich verstorben. Die Nachricht hat mich ziemlich überrascht und traurig gemacht. Dass er so schnell „gehen“ würde, hatte ich nach meinem letzten Besuch am Freitag nicht gedacht. Ich bin dankbar, dass ich mich (ohne es zu wissen) noch von ihm verabschieden konnte. Es waren ein paar gute Stunden…, auch wenn wir verbal kaum mehr kommunizierten. Er lag wie immer ruhig – mit auf der Brust verschränkten Händen – da und schaute mich am Freitag besonders intensiv und lange an, während ich ein wenig mit ihm sprach. Nach einer Weile schaltete ich „unsere Musik (klassische Musik /Orgelmusik)“ 1) an, und ich hatte das Empfinden, dass ihm das Zuhören gut tat. Er lächelte zwischendurch sogar ein wenig… und wirkte entspannt. Nach dem Anreichen des Mittagessens wurde er auf einmal sehr ernst und sah traurig aus. Er schaute mich auch nicht mehr an, sein Blick ging „in die Ferne“. Das war zuvor wohl auch öfter der Fall. – Seit September 2017 durfte ich Ihren lieben Verstorbenen begleiten. Die ersten Monate waren zeitweise schwierig, und ich musste erkennen, dass es einfach Zeit braucht, um (zumindest ein wenig) vertraut miteinander zu werden. Ich lernte, dass es einfach nur wichtig war, „da zu sein“ und sich Vertrauen entwickeln zu lassen.

Nun hat Ihr Verstorbener nach einem langen Leben die große Reise angetreten. Sein Tod war letztlich Gnade und Erlösung angesichts der Einschränkungen und Begrenzungen, die seine Krankheit und sein Alter mit sich brachten.

(…) Die Zeit der Begleitung Ihres Mannes, Ihres Vaters war letztlich bereichernd und wichtig für mich, und ich werde Herrn G. und die Zeit mit ihm in guter Erinnerung behalten.

Mit stillem Gruß  Hildegard Mathea

 

1) In einem Gespräch zu Beginn der Begleitung erfuhr ich durch Frau G., dass Herr G. als junger Mann Orgelpfeifen gebaut hat. So wurde das Anschauen von Orgelabbildungen und das Hören von Orgelmusik zu einer wichtigen Brücke zwischen Herrn G. und mir, und wir hatten manche wunderbare Stunde miteinander.